Menschenbilder I

19. Oktober bis 29. Oktober 2000
Cora Volz, Mainz | Lisa Rudigier, Eppstein | 
Malerei, Skulptur

Gelassen oder doch den Kopf voller Neugier vorgereckt, scheinen die Plastiken von Cora Volz im „Bellevue-Saal“ den Dialog mit Lisa Rudigiers verhüllten Gesichtern aufnehmen zu wollen. Es sind weibliche „Menschenbilder“, die sich hier zur Zeit dem Betrachter vorstellen. Starr den Blick auf die Ferne gerichtet, lässt Cora Volz ihre Frauen auftreten. Von realistischer Physiognomie und doch seltsam entrückt, erinnern die Frauengestalten, Büsten und Köpfe an die antike Porträtkunst. Die Materialität, die mit dem Wechsel zwischen der kühlen Distanziertheit des Gipses und der Weichheit aus Nylon spielt, sowie der Speckstein, der den Augen eine psychedelische Mattigkeit verleiht, erzeugt Spannung.

Erhaben und anziehend zugleich sind die Frauenfiguren der 1966 in Mainz geborenen Künstlerin dennoch ganz von dieser Welt. Die abwartend Verharrenden von nordischer Kühle, modelliert nach Fotos oder Abgüssen bekannter Gesichter, stellen keine gezielten Porträts dar. Viel eher geben sie – wie die um ihre Ausdruckszentren vernähten Gesichter von Lisa Rudigier – Einblicke in andere Schichten.

Anders als die Vernähungen Annegret Soltaus wirken Rudigiers Nähte selten als Zeichen von Verwundungen, sondern führen sofort unter die Haut und spiegeln Befindlichkeiten wider. Als Teil für das Ganze und im Zentrum unserer Kultur stehend, wurden 1992 Gesichter für die 1963 in Bad Säckingen geborene Wiesbadenerin immer wichtiger. (...) Die Gesichtszüge konturierend oder einen bestimmten Ausdruck vertiefend, ziehen sich feine Nähte über die von Japanpapier verhüllten Fotografien Lisa Rudigiers.

Wiesbadener Tagblatt

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