Aurelia Mihai, Private Räume 2000/2001 | Ausstellung im Bellevue-Saal Wiesbaden

Aurelia Mihai, Private Räume 2000/2001

Private Räume | Ausstellung Stipendiatin

19. April bis 29. April 2001
Aurelia Mihai, Bukarest | 
Video

Stipendiatenausstellung

Karg ist das Atelier auf dem Schulberg, in dem Aurelia Mihai seit Januar arbeitet. Sie ist eine der beiden Stipendiaten im Wiesbadener Kunsthaus, die – wie jedes Jahr – im Bellevue-Saal auf Einladung des „Vereins zur Förderung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz“ ausstellen können. Zwei Sessel und ein Tisch strahlen eine klare Atmosphäre aus. In der Ecke steht ein Fernseher, der aber nicht angeschlossen ist. Ein Bild an der Wand vermittelt einen kleinen Eindruck ihrer Arbeit. Es gibt keine Farbtöpfe, kein Stein, kein Holz wartet darauf, bearbeitet zu werden. „Der größte Teil meiner Arbeit spielt sich im Kopf ab“, erzählt die 33-Jährige. Aurelia Mihai ist Videokünstlerin.

Ihre Kunst handelt davon, die Gewohnheit der Wahrnehmung aufzubrechen. In wenigen Tagen wird sie im Bellevue-Saal ihre Arbeit „Private Räume“ präsentieren. Doch ein großes mediales Projekt braucht für seine Verwirklichung ein Jahr. So ist es nicht verwunderlich, dass ihre Ausstellung, die am 19. April eröffnet wird, nicht ihr neuestes Werk vorweisen wird. Bereits auf der „Art Cologne“ war Mihai in der Sonderausstellung zum zehnjährigen Bestehen der Kölner Kunsthochschule für Medien mit den privaten Räumen präsent. Allein 50 Tage lang dauerte der Dreh zu dem überdimensionalen Einblick in die Alltäglichkeit des Wohnblocks, den Mihai in zweierlei Hinsichten realisierte:

Der eine Schnitt zeigt alle Facetten des Lebens mit „richtigen“ Menschen – die dort „ganz normal“ leben und wohnen. Dies ist die Sicht der „Untersuchung des Alltags“. Die andere Ansicht verfolgt eine Performerin, die „nur so tut, als wäre sie zu Hause“ – dem Betrachter also Normalität „vorführt“. 29 Tage und Nächte verbrachte Aurelia Mihai danach am Computer, um den Film, der sich mit dieser „empfindlichen Stelle“ zwischen Medium und Individuum auseinander setzt und mit der „Wahrheit“ spielt, quasi in Form zu bringen. Die Hauptarbeit jedoch ist Organisation: Der Drehort und das Team müssen gewählt werden. Die Statisten müssen gesucht und gefunden werden. Viele Telefonate und Kleinarbeit sind nötig, bis überhaupt erst eine Kamera eingeschaltet wird. Im Moment ist die Künstlerin, die 1968 in Bukarest geboren wurde, von der Organisation dieser Schau voll in Anspruch genommen. Die Beschaffung der Leinwand, auf der Mihai ihr architektonisches Konstrukt für den Bellevue-Saal inszenieren will, bereitet noch Probleme. Denn für den Ausstellungsraum hier muss ganz individuell die „Bühne“ geschneidert werden. Ein Projekt, so scheint es, greift in das Nächste.

Gerade erst ist sie aus Köln, wo sie an der Kunsthochschule für ihre neueste Arbeit filmte, in das Wiesbadener Atelier zurück gekehrt. Während Mihai dort filmt, baut sie hier ihre Video-Installation auf und ist auch schon auf dem Sprung zum nächsten Schauplatz. Denn schon bahnen sich die Vorbereitungen zur „Art Frankfurt“ an. Ähnlich auf hohen Touren rotierend wie ihre Installation „Kreisläufe“, in der Subjekt und Objekt sich vermischen und verwischen, scheint sich auch das Leben der Künstlerin abzuspielen.

Andrea Springer
im Wiesbadener Tagblatt vom18.4.01

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