Renate Brandt, Nouvelle Vogue 1, 1998

Renate Brandt, Nouvelle Vogue 1, 1998

Sehnsucht nach Utopie

11. Februar bis 12. März 2000
Joachim Jung,  | Katarina Matiasek,  | Renate Brandt,  | Robin Rimbaud,  | 
Fotografie

Fotografie und Medienkunst Preis 2000
Film und Fotografie im Dialog

Die Frage nach dem Verhältnis von Realität und Ideal ist so alt wie die Philosophiegeschichte, hat aber im Medienzeitalter neue Aspekte bekommen. Auf der Grundlage von Film und Computertechnologie reizen tonangebende Industrien ihren Illusionsraum aus, wobei das Utopische neuerdings inflationiert wird im virtuellen Raum. Da nachzufassen, bleibt unabhängigen Künstlern überlassen.

Ob allerdings die „Sehnsucht nach Utopie“, die einer Wiesbadener Ausstellung an fünf Stationen ihren verbindenden Titel gibt, mitunter nichts weiter ist als „The Sehnsucht of the lonesome cowboy“, so ein Werktitel der Fotografin Risk Hazekamp – und somit selbst ein utopisches Konstrukt, wird in der Schau nicht geklärt. Um Definitionen und Abgrenzungen haben sich die Veranstalter wenig bemüht.

Vielmehr beschränken sich die Wiesbadener Auslober eines Preises für zeitgenössische Fotografie und Film darauf, aus einer Flut von Wettbewerbseinsendungen, die ihnen von rund 500 europäischen Künstlern zugingen, Positionen auszuwählen, welche vom vieldeutigen Utopie-Begriff vage mitgetragen werden. Begründet hat den Wettbewerb die engagierte Wiesbadener Fotogalerie „Kunstadapter“, ein junges Team, das auf der gegenwärtigen Fotowelle schwimmt und zu Höherem strebt.

40 Teilnehmer hatten das Glück, mit ihren Beiträgen den Sehnsüchten der Jury zu entsprechen. (...) Platziert die Ausstellung auch keine Wegweiser im Dschungel utopischer Vorstellungen, so teilt sie zumindest mit, dass der Pfade viele sind. „Vor langer Zeit verlor ich einen Hund, ein rotbraunes Pferd und eine Turteltaube, und immer noch folge ich ihrer Fährte“, so heißt es im märchenhaft anhebenden Fotofries von Joachim Jung, der mit Henry David Thoreau dem Utopischen auf die Spur zu kommen sucht, jedoch beim Enzyklopädischen anlangt. Zwischen Schafgarbe, Enzian, Katzenpfötchen und weiterem wortreichen Wildwuchs bleibt der Hund verschwunden. Beschaulich die Fotoarbeit von Renate Brandt, die in einer leeren Wohnung (vor oder während der Renovierung?) Kaffeetasse und Heizkörper als Synonyme für die Bewohner begreift. (...)

Dorothee Baer-Bogenschütz
Frankfurter Rundschau vom 28.2.2000

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