Alexandra Deutsch und Birgit Schuh: Ordnungen | Ausstellung im Bellevue-Saal Wiesbaden

Alexandra Deutsch und Birgit Schuh: Ordnungen

Ordnungen

15. Februar bis 25. Februar 2001
Alexandra Deutsch, Wiesbaden | Birgit Schuh, Bayreuth | 
Objektkunst, Installation

„Ordnungen“ haben sich Alexandra Deutsch und Birgit Schuh zum künstlerischen Thema gemacht – Ordnungen ganz unterschiedlicher Art. Im biologischen Sinn interpretiert die 1968 geborene Alexandra Deutsch den Begriff, wenn sie aus Papier Wand- und Bodenskulpturen von tierhaft-organischer Gestalt modelliert. Mathematische Ordnungen stehen Pate bei den Objekten von Birgit Schuh. Die 30-Jährige faltet, rollt, stapelt oder klammert Bundeswehrdecken und bringt sie so in geometrisch strenge Form.

Beide Künstlerinnen stellen zur Zeit gemeinsam im Bellevue-Saal aus. Deutsch arbeitet seit langem mit Papier, das sie selbst schöpft. Pigment und Beize setzen farbliche Kontrapunkte aus Schwarz und leuchtendem Blau beziehungsweise Gelb – Farbpaare, die für die Begriffe Werden und Vergehen, das heißt für das Leitmotiv von Deutschs Schaffen stehen. Noch mehr beeindruckt die Wahl-Wiesbadenerin durch ihr starkes Gefühl für die Form. So filigran die Figuren einerseits wirken, erinnern sie andererseits an Insektenpanzer oder Rüstungen: Wandfüllende ebenso wie handlich kleine, vom Leben verlassene Hüllen und Höhlen mit amorphen Wülsten oder kelchartigen Öffnungen, igelartigen Stacheln oder spinnenbeinigen Auswüchsen.

Einen interessanten Kontrast bildet Birgit Schuhs formale Strenge nicht nur im Vergleich mit den Arbeiten ihrer Kollegin. Die Spannung des Gegensatzes zwischen kühler Reduktion und dem weichen, Wärme suggerierenden Material tragen die Filzobjekte auch in sich selbst. Ohnehin geht die gebürtige Odenwälderin nicht so nüchtern zu Werke, wie es aussieht. Statt dessen beraubt sie die Decken ihrer Funktion und spielt mit dem dicken Filz an auf Alltagssituationen wie Wäsche, die von der Leine hängt, von Ringen zusammen gehaltene Servietten oder überdimensionierte Küchenrollen. Einen ironischen Kommentar auf bürgerlichen Kitsch versteht man, wenn man weiß, dass die vier quadratischen „Filztafeln“ von Stickdeckchen inspiriert sind. (...)

Katinka Fischer
im Wiesbadener Kurier vom 16.2.2001

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