24. Oktober bis 17. November 2002
Susanne Ritter, Jugenheim | Ulrike Rosenbach, Bornheim |
Video, Malerei
Sie gesellen sich recht gut zusammen, die beiden Künstlerinnen Ritter und Rosenbach, die im Bellevue-Saal ausstellen. Susanne Ritter ist mit ihren Portraits der beiden letzten Jahre vertreten, deren Titel eine Authentizität verbürgen, die durch den feinen Pinselstrich und eine an die Neue Sachlichkeit erinnernde Malweise noch intensiviert wird. Sieben Gemälde zeigen Menschen aus der heutigen Zeit verschiedenen Alters und Geschlechts, gearbeitet in hingebungsvoller, fast altmeisterlicher Manier. Ritters Arbeiten leben auch vom Kontrast des überfeinerten Duktus sowie der dezenten Farbigkeit zu den eher derben Physiognomien – Form und Inhalt stehen einander fast schon feindlich gegenüber. Eine zarte, homogenisierende Verbindung erfahren beide Parameter jedoch durch die Kühle und Distanz, die all diesen „gezeichneten Gemälden“ inne wohnt.
Und genau hier hakt Ulrike Rosenbachs Video-Installation „Spiegeleisturm“ von 1998 ein: Hinter opaken zu einem zylindrischen Kegel aufgetürmten Glasscheiben werkeln acht kleine Monitore vor sich hin. Tatsächlich scheinen sie mit der klingenden, letztlich aber monotonen Geräuschkulisse ihres sich immer wiederholenden Films ein Eigenleben zu führen. Wie eine Hommage an ihren Lehrer Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie scheint übrigens die Herkunft und Beschaffenheit jenes Materials, mittels dessen es Rosenbach auf regelrecht beschämend simple Weise gelingt, den Anschein vereisten Glases zu erwecken.
Wiesbadener Tagblatt vom 5.11.2002