Einheit der Gegensätze

24. März bis  8. April 2001
Hans-Bernhard Becker, Wiesbaden | 
Malerei, Zeichnung, Objektkunst

Auf einen Würfel verdichtet stellt Christian Ruschitzka die Funktionalität der Einrichtung eines Zimmers in Frage. Zusammengelegt und auf den Klotz gebracht, verweisen nur noch die Spuren von einem Tisch, einemKasten, einem Sessel auf die Charakteristika – als Piktogramme. In ihrer Gemeinschaftsausstellung im „Bellevue-Saal“ zeigt der in Wiesbaden geborene Hans-Bernhard Becker mit sechs österreichischen Künstlern die „Einheit der Gegensätze“.

In der Auseinandersetzung mit Wirklichkeit scheinen sich die Werke in der Frage nach der Funktion zu berühren. Frech karikierend geht Susanne Jirkuff mit dem Idol der Funktionalität, Bill Gates, im Video mit dem doppeldeutigen Titel „Remote Control“ um. Pepi Maier setzt einen Schemel oder einen Fernseher außer Funktion, kehrt das Innere eines Balls nach außen, durchdringt die Gegenstände, das „ureigenste Wesen der bestehenden Form zu ergründen“.

Gänzlich einem Funktionalismus abhold rankt sich der Fries Beckers über knapp sechseinhalb Metern durchden Raum. Und selbst wenn Oliver Dorfer seinen Scherenschnitten den Titel „Zur Mechanik der Formen“ gibt, so lassen diese sich doch kaum auf eine „Funktion“ reduzieren. So gegensätzlich die Werke sich auch darstellen und so verschieden ihre Mittel und Materialien auch sind, stellen sie doch untereinander einen Dialog über das Wesen der Dinge und ihre Wirkweise her.

Korrespondierend mit Thomas Sturms Fotografie nimmt Gerhard Gutenberger mit „Zwei Anzügen“ aus Baum-wolle Stellung. In den Sätzen von Gutenberger „Es wird nie mehr wie es einmal war“ und „Es ist nie so gewesenwie es einmal war“ drückt sich ein Gedanke aus, der in den von Sturm konterkarierten Idyllen aufscheint. Die „Funktion“ der heilen Welt wird als solche entlarvt, wenn sie auch einen gewissen Wert hat.

Wiesbadener Tagblatt vom 31.3.2001

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