Menschenbilder II

18. Oktober bis 28. Oktober 2001
Silvia Willkens, Oestrich | Ulrike Rutschmann, Düsseldorf, Hagen | 
Malerei

Schön, zu schön, als dass sie von dieser Welt stammen könnten, die Menschen, die derzeit im Bellevue-Saal zusehen sind. Auch wenn man sich genüsslich streiten kann, ob es sich bei der erst auf die Entfernung deutbaren Malerei um eine männlich Brust oder um eine weibliche handelt. Die „Menschenbilder“ von Ulrike Rutschmann und Silvia Willkens beziehen sich auf die Alten Meister. Anstöße im Hier und Jetzt werden überlagert von einer Maltechnik, die im Italien oder auch den Niederlanden der großen Meister ihre Wurzeln hat. Es ist dieser Widerspruch zwischen der altmeisterlichen Malweise und der krassen Realität, die zum Innehalten einlädt, zum Überdenken der eigenen Menschenbilder. Dieses Mal haben sich zwei Künstlerinnen die Räumlichkeit aufgeteilt, deren Lebenswege sich in Bad Kreuznach kreuzten. Rutschmann, die 1964 in Ettlingen geboren wurde und an der Fachhochschule in Aachen Malerei studierte, lebt und arbeitet dort, während Willkens 1953 in Kreuznach geboren wurde und heute in Mainz lebt.

Ein Zusammenstoß der Temperamente entwickelt sich. Mit ungeheurer Strenge entwickelt Willkens aus kleinen Tafeln das Bild einer Frau. Überirdisch, alabastern blickt das weibliche Wesen in einen Raum, zu dem der Besucher keinen Zutritt zu haben scheint. Leichten Fußes, mit Händen, die den Äther streicheln, schwebt sie durch den Raum. Zwischen ihr und ihrem Pendant Rutschmanns Bilder, die dicht besehen, reine Malerei sind. Erst auf die Entfernung eröffnen die Pigmente die Perspektive auf den Mann, der in sich gekehrt, den Kopf auf der Brust kauert oder auf ein Gesicht, das im Spiegel unseren inneren Monolog aufnimmt.

Wiesbadener Tagblatt vom 25.10.2001

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