Maria Schleiner: Ohne Titel, 2000 | Ausstellung im Bellevue-Saal Wiesbaden

Maria Schleiner: Ohne Titel, 2000

Arbeiten mit/auf Papier | Ausstellung Stipendiatin

15. Juni bis 25. Juni 2000
Maria Schleiner, Münster | 
Objektkunst, Installation

Stipendiatenausstellung

Das Gastspiel dauerte nicht lange. Nach nur einem Monat war Yao Yu-Zhong plötzlich verschwunden. Wie man hört, waren es persönliche Gru?nde, die den ersten de diesjährigen Wiesbadener Gastku?nstler zuru?ck in seine Heimat zogen: Nach China. Mit der Ku?nstlerin, die in die Bresche sprang, machte der Verein zur Förderung ku?nstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz aus der Not eine Tugend: Die Mu?nsteranerin Maria Schleiner präsentiert mit einer qualitätvollen Ausstellung im Bellevue-Saal die Ergebnisse ihres dreimonatigen Aufenthalts in der hessischen Landeshauptstadt.

Bedingt durch die Semesterferien in Mu?nster, wo die 1960 geborene Ku?nstlerin einen Lehrauftrag fu?r Graphik hat, war es ihr u?berhaupt möglich, das Stipendium in Wiesbaden kurzfristig anzunehmen. „Ich mache das gerne, so einen Arbeitsaufenthalt fu?r einen befristeten Zeitraum“, erzählt die Ku?nstlerin, die bereits in New Mexico, New York, Kaserlee und auf den Lofoten arbeitete. In diesen Phasen sei die Intensität der Arbeit verstärkt. Im Kunsthaus am Wiesbadener Schulberg traf sie eine Situation der Kooperation mit anderen Ku?nstlern an, die sie bereits aus dem Atelierhaus in Dortmund kennt. (...)

Bei den in Wiesbaden entstandenen Arbeiten hat Maria Schleiner sich vom Historismus und den Dimensionen des Bellevue-Saals beeinflussen lassen: Ihre Werke haben an Größe gewonnen und beziehen sich mitunter auch auf die ornamentalen Eigenheiten des Raums. Das fu?hrt hier zu einem Fries, dort zu ihren ersten Bodenarbeiten mit Durchblicken auf das Parkett und malerischen Äquivalenten dazu.

Genau genommen sind Maria Schleiners Arbeiten aber sehr pover. Ihr fast ausschließlicher Werkstoff ist Papier. Doch so arm und zufällig, wie diese bemalten, ausgeschnittenen Formen daherkommen, sind sie nicht: Der Zufall ist genau berechnet. Spielerisch wird das Alltagsmaterial hier prozesshaft verfremdet, wird zum Objekt, zur Collage und springt leichtfu?ssig von einem Bezugsfeld zum anderen. Das Dialogische ist ein ganz bedeutender Aspekt dieser Arbeit: So sind häufig zwei Teile zu einer Arbeit geklappt, kommentieren einander bis hin zur Serie. Da zeigt ein Fries die ausgeschnittenen, darunterhängenden Formen, da ergänzen sich Collagen an Wand und Lochornamente am Boden. Komplementäres kommuniziert – und das auf im Wortsinn vielschichtigen Ebenen.

Ein Werk, sagt Maria Schleiner, „muss es aushalten, dass man draufguckt und ins Nachdenken kommt“. Auch in diesem Sinne sind ihre Arbeiten gelungen.

Birgitta Melten
im Wiesbadener Tagblatt vom 24.6. 2000

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