ANNEX

5. März bis  5. April 2020
Paul Schuseil,  | Stefan Seelge,  | 
Skulptur, 2020

Reihe 1:1

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 5. März, 19.00 Uhr

ANNEX ist ein Synonym für Anhang, Zubehör, Ergänzung und neben dem Ausstellungstitel auch ein Charakteristikum der gezeigten Arbeiten. Es handelt sich um grafische Arbeiten, Räume und Konstruktionen, die geprägt sind durch Leerstellen, Umräume, Zwischenräume sowie polybiomorphe Details. Viele der Arbeiten haben eine angedeutete Benutzbarkeit und Figuration, wodurch Betrachter*innen verführt werden Haltung ein-/anzunehmen und sich deutlich dem Unklaren zu stellen. Die Künstler spielen mit Bezügen einer Zeit, die sich der Selbstoptimierung und Funktionalität verschrieben hat und lassen vermeintliche „Fehler“ in den Werken explizit stehen.

Die beiden Künstler lernten sich 2016 in der Klasse für Bildhauerei von Prof. Thomas Grünfeld an der Kunstakademie Düsseldorf kennen, wo sie im selben Atelier arbeiteten, dieselben Werkstätten nutzen, das selbe „dürftige“ Mensaessen aßen und als Meisterschüler abschlossen.

Stefan Seelge, 1986 in Wiesbaden geboren, studierte zunächst Kunstpädagogik an der Justus-Liebig-Universität Gießen, bevor er von 2011 bis 2018 das Studium der Freien Kunst in Düsseldorf, zu Beginn bei Prof. Katharina Fritsch, aufnahm. Die Schwerpunkte seiner künstlerischen Tätigkeit liegen einerseits auf plastischen Arbeiten, die den Charakter von Einzelobjekten, collagenhaften Assemblagen und Installationen haben können und andererseits auf grafischen Arbeiten. Diese Arbeiten auf Papier oder Holz sind zwischen Zeichnung und Malerei einzuordnen. Vieles im Werk des mittlerweile in Köln ansässigen Künstlers liegt im assoziativ Ungewissen. In Linie und Fläche reduzierte, biomorphe, vermeintlich zweidimensionale Formen, vermischt mit Künstlichkeit und Konstruktion, führen in heimlich unheimliche Sphären zwischen Tier und Obst, Körperteil und Pflanze, Designregalen und Objektrahmen. Seelge nutzt für seine Arbeiten, kunsthistorisch inspiriert vom Jugendstil, Finish-Fetisch, Minimal- und Pop-Art, bis hin zu exotischen Tier-/Pflanzenmärkten und Genderdebatten, diverse Materialien und Techniken.

Paul Schuseil, 1989 in Speyer geboren, studierte von 2010-16 an der Kunsthochschule Mainz bei Prof. Martin Schwenk, bevor er an die Kunstakademie Düsseldorf wechselte. Nach multimedialen, teils interaktiven Installationen, die immer wieder synästhetische Wahrnehmungen anstrebten, folgte eine stärkere Fokussierung auf Plastiken, bei denen sich Betrachter*innen nun lediglich Hineindenken sollen. So gilt ein aktuelles inhaltliches Interesse Exoskeletten und orthesenartigen Stützkonstruktionen, die verschiedene Gebilde, oft spezifische menschliche Körperpositionen, umgeben. Ein ironisches Spiel mit Benutzbarkeit, Effizienz und Optimierung führt zu Objekten zwischen figürlichen Wesen und Gerätschaft, die Titel tragen wie: „Der Denker – eingeschlafen“, „Sehnsuchtshilfe“ oder „Verzweiflungshilfe“. Allgemein beruht die Arbeitsweise auf spielerischem Experimentieren mit diversen Materialien und Materialkombinationen. Fundstücke und Zufälle setzen dabei immer wieder neue Arbeitsprozesse in Gang. Formal auffällig ist die Verwendung flacher Werkstoffe in Schichtungen und Steckverbindungen und ein eher lineares Umschreiben von Formen. Dabei gibt es kunsthistorische Bezüge zur Arte Povera, der Minimal- und Post-Internet Art, DADA und auch immer wieder barocke Momente.

Mit der Ausstellung ANNEX zeigen beide Künstler im Kunstverein Bellevuesaal sowohl aktuelle Arbeiten aus ihrem Œuvre, als auch erst im Zuge der Ausstellung entstandene Werke.

Weitere Informationen über die beiden Künstler und ihre Werke gibt es in den Social-Media-Accounts der beiden Künstler.

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