Mitglieder stellen aus: 10 jähriges Vereinsjubiläum 1 | Ausstellung im Bellevue-Saal Wiesbaden

Mitglieder stellen aus: 10 jähriges Vereinsjubiläum 1

4.875 Quadratmeter

4. September bis 21. September 2003
Zeichnung, Malerei, Objektkunst

Mitglieder stellen aus: 10 Jahre Bellevue-Saal

75 x 65 Zentimeter. Das ist in etwa das Format eines größeren Kalenders oder eines kleineren Fensters. Für 45 Mitglieder des Bellevue-Saal-Vereins war dieser hochformatige Rahmen vor allem eines: Eine Herausforderung. Sie beteiligten sich an der Ausstellung, die gestern Abend aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Vereins eröffnet wurde. „4.875 Quadratzentimeter – Mitglieder stellen aus“ lautet der Titel dieser Schau, und die Summe der vielen Einzelrechtecke deutet auch im übertragenen Sinne die Idee des Vereins an: Wenn sich alle zusammen engagieren, dann kommt viel Kunst dabei heraus.

Seit 1993 organisiert der 1986 unter dem Namen „Verein zur Förderung künstlerischer Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz“ gegründete Verein die Ausstellungen hier, nachdem die Stadt sie streichen wollte. Damals waren es acht Aktive – insofern spiegelt jetzt die Schau auch die auf 65 Mitglieder erstarkte Basis des Vereins wider. Alle freilich mochten sich dann doch nicht an einer eigenen Kreation versuchen. So sind es vor allem die Künstlermitglieder, die der Aufforderung gefolgt sind, in dem akkurat abgezirkelten Bereich eine Arbeit zu platzieren. Für manche wurde dabei der Bleistiftrand regelrecht zum passenden Rahmen: Sofie Zezmers phantasievolles Plastikgebilde beispielsweise ist hier besonders wirkungsvoll präsentiert, weil es durch seine kleine, ebenfalls eher hochformatige Dimension frei atmen kann. Ute Thiels handschmeichlerischer kleine Bronze-Knoten hat ebenfalls Platz. Und auch Bernd Brachs wunderliches Holzkästchen, das bei näherer Untersuchung Eduard Ottos historischen Band „Deutsches Frauenleben“ enthält, fühlt sich wohl ganz gut aufgehoben.

Dann gibt es jene, die förmlich den Rahmen sprengen: Sandra Heinz textile Arbeit „Rotorange“ frisst Raum – vielleicht erinnert sie deshalb nach unten hin irgendwie an ein Schweinchengesicht? Ein anderes Konterfei drängt von der Wand in den Raum: Udo Gottfrieds kantige Kopfskulptur lugt aus einer Bleistiftmarkierung hervor. Auch eine Art, sich Platz zu verschaffen. Das trifft man auch bei der Naturkunst von Ulla Reiss oder dem spinnenhaften Papierornament von Alexandra Deutsch an. Andere dagegen füllen das vorgegebene Format bis an den Rand: Angeli K. und die exakt 75x65 cm große Flusslandschaft, Marion Völkers „Blaupause“ oder Theresia Hebenstreits „Lilith’s verlorene Kinder“ nutzen die Fläche aus.

Von solchen Vorgaben wirken die zehn Werke bisheriger Gastkünstler direkt befreit. Da schlägt uns munter ein rotes kleines Herz der aktuellen Stipendiatin Lisette Verkerk entgegen, und Thorsten Goldbergs Variation eines Delfter Musters macht schon von weitem Furore. Interessant sind in dieser Schau auch jene Werke, die mit der Geschichte des Vereins zusammenhängen. Der ehemalige zweite Vorsitzende Gottfried Hafemann hat einen Staffellauf an Dominosteinen aneinandergelegt – mit der Aufforderung zur Fortsetzung.

Isolde Schmidt, Referentin für Kunst im Kulturamt, zeigt Protokolle der Jahreshauptversammlungen hinter Glas. Und Ulrich Meyer-Husmann, seit 2001 Vorsitzender, hängt seine Wünsche an einen Bügel: „Doppelte Mitgliederzahl“ steht da, oder „bald wieder einen Grund zum Feiern haben“. Und: „Neue Ideen entwickeln“ – eine davon kann man sich mit dieser originellen Schau schon ansehen.

Birgitta Melten
im Wiesbadener Tagblatt vom 5.9.2003

Zum Seitenanfang


Mitglieder stellen aus: 10 jähriges Vereinsjubiläum 2 | Ausstellung im Bellevue-Saal Wiesbaden
Mitglieder stellen aus: 10 jähriges Vereinsjubiläum 3 | Ausstellung im Bellevue-Saal Wiesbaden

Erkunden Sie weitere Ausstellungen


Vorherige Ausstellung vorherige  //  nächste Nächste Ausstellung


zurück Zeichnung